REALISTISCHE SELBSTVERTEIDIGUNG
Erläuterungen zu einigen Budo-Begriffen bzgl. Stilrichtungen (siehe auch in "Infoblätter"):
Jiu-Jitsu, Ju-Jitsu, Ju-Jutsu: Sanfte Kunst.
"Jutsu bzw. Jitsu": Kunst, Kunstfertigkeit in der praktischen Ausführung, Technik. .
"Ju" bzw. "Jiu": Sanft, biegsam, anpassungsfähig, geschmeidig, nachgiebig.
"Sanft" in der Anwendung als Grundprinzip "Kraft mit Kraft" anstelle von "Kraft gegen Kraft". Also maximale Wirkung durch minimalen Aufwand -- unter Ausnutzung von Energie und Kraft des Gegners unter dem Leitsatz: "SIEGEN DURCH NACHGEBEN". -- Eines der Prinzipien der SV, um diese Selbstverteidigung auch gegen körperlich stärkere Gegner erfolgreich anzuwenden. Hierzulande wird JJ in den meisten Vereinen als rein defensive und waffenlose SV praktiziert.
- Hebel-, d. h. Gelenkverdreh- und Ausrenktechniken (Kansetsu-Wasa).
- Würge- u. Strangulationstechniken (Shime-Wasa) u. Verteidigung dagegen.
- Halte- u. Festlegetechniken, Transportgriffe (Torae-Wasa, Osae-Wasa) und Befreiung daraus.
- Nervendruck, Nervenpressen in der Selbstverteidigung (Yawara, Yaware, Kyusho)
- Würfe (Nage-Wasa).
- Schlag- u. Stoßtechniken / Hand- u. Fußtechniken (Atemi-Wasa)
Goshin: Selbstschutz, Selbstverteidigung allgemein.
Jutsu/Jitsu: Kunst, Kunstfertigkeit in der praktischen Ausführung, Technik.
Goshin-Jitsu: Kunst der Selbstverteidigung.
Goshin-Jitsu innerhalb KBR: SV waffenlos und/oder bewaffnet, keine Einschränkungen durch Sportregeln. Zwar mit Grundschule auf der Basis des Jiu-Jitsu (eines der ältesten überlieferten SV-Systeme Japans), und anderen überlieferten Budokünsten, um eine effektive Ausbildung auf hohem Niveau zu gewährleisten, jedoch unter Einbeziehung der aktuellen Umgebung und Situation. Vielseitige und freie Entfaltung - nicht nur bei Schlag- und Stoßtechniken. Was also praxisbezogene Nahkampftechniken „für die Straße“ beinhalten kann, die nicht in ein sportliches Konzept oder eine ausschließlich defensiv ausgerichtete Prüfungsordnung passen. Jeder erreichbare Gegenstand kann zum Hilfsmittel bzw. zur Waffe werden. Stand- und Bodenlage, Zweikampf und/oder auch gegen mehrere Gegner, SV gegen unbewaffnete (Toshunobu) und gegen bewaffente Gegner (Bukinobu).
Siehe auch "Goshin in der KBR" unter Infoblätter.
Gaijin Goshin Jitsu:
Selbstverteidigungs-Kunst allgemein, die von Nichtjapanern ("Gaijin") praktiziert wird. -- Bzw. wie sie z. T. auch als eigenständige SV-Stilrichtung von verschiedenen Meistern in eigenen nichtjapanischen Verbänden verschiedener Länder definiert wurde, oft auf der Basis von Jiu-Jitsu/Ju-Jitsu. Anders als heute in vielen Dojos war Jiu-Jitsu historisch keine rein defensive und waffenlose Kunst.
B-Goshin:
Behinderten-SV, Selbstverteidigung für Menschen mit Handicap, siehe in "Infoblätter". KBR-Beauftragter für B-Goshin: Sensei Wolfgang Siebold
Karate: Die "leere Hand". Schwerpunkt: Schlag- u. Stoßtechniken, z. B. im "modernen" Stil Shotokan hauptsächlich innerhalb Wettkampfsport, in anderen Stilrichtungen teilweise auch mit Anteil praktischer Selbstverteidigung (Beispiele: Karate-Jitsu, Kempo-Karate/Kenpo...).
Kyusho: Kunst der Vitalpunkte bzw. Nervendruckpunkte (Kyusho-Jitsu). Auf den Erkenntnissen und Prinzipien der Akupunktur und der Verbindung zur westlichen Neurologie basierende Methode der Selbstverteidigung. Durch die Manipulation der Punkte durch Druck, Schlag usw. Effektivität über Schmerz, Kraftverlust, Gleichgewichtsstörung, Bewußtlosigkeit, Immobilität. Das Wissen kann auch analog zur traditionellen chinesischen Medizin zur Linderung verschiedener Symptome verwendet werden.
Goshin-Jitsu beinhaltet bereits die Anwendung von Hilfsmitteln zur Selbstverteidigung
(bzw. Waffen, wenn auch je nach Situation z. T. behelfsmäßig),
Hilfsmittel/Waffen betreffend können wir speziell unterscheiden:
Hanbo-Jitsu: Stocktechniken mit dem kurzen Stock (ca. 80-90 cm) -- mit dem "halben" Stock (han = halb, Bo = Stock). Schlag- u. Stoßtechniken, aber auch Würge-, Hebel-, Halte-, Festlegetechniken, Transportgriffe usw. mit Stockunterstützung.Schlagstock ebenso wie Teleskop-Schlagstock. Ersatzweise Regenschirm, Wander-, Teleskop- u. Spazierstock, daher äußerst vielseitig und wirksam zur Unterstützung in der Selbstverteidigung.
Bo-Jutsu: Langstock, je nach Ryu/Schule ca. 182 cm oder auch darüber. Gehört zu den klassischen Kobudo-Waffen (Okinawa). Hierbei handelt es sich um den Rokushakubo (sechs Fuß). Weitere Ausführungen: Mit Längen zwischen vier Fuß (Yonshakubo) und neun Fuß (Kushakubo). Die Stockarten unter den Bezeichnungen Tanbo (50cm), Hanbo (90cm), Jo (125cm) und Hashakubo (240cm) zählen eher zu den allg. japanischen Ausführungen. Auf der Insel Okinawa hat es aus historischen Gründen eigene Entwicklungen.
Kobudo: Vielfältige Waffentechniken mit traditionellen Wurzeln (Okinawa), neben dem Stock und in Richtung Selbstverteidigung in unserem Dojo mit den Schwerpunkten KUBOTAN (bzw. Palmstick - kürzester Stock als Faustwaffe, ggf. Kugelschreiber) und TONFA, hier jedoch nicht klassisch (z. B. mit 2 Tonfa beidhändig gegen Schwert oder Langstock), sondern als moderner und vielseitig einsetzbarer "Polizei"- bzw. Security-Schlagstock.
Hojo-Jitsu: Kampf mit Seil und Fesseltechnik. Seil bzw. Gürtel, Band, Textilien von Tischdecke über Handtuch und Schal bis zum Schuhband können die Selbstverteidigung effektiver machen, die Fesseltechnik unterstützt Halte- und Festlegetechniken sowie Transportgriffe. -- Auch wertvolles Wissen, um sich ggf. aus Fesselungen möglichst zu befreien, bzw. diese im Ansatz zu erkennen und die Anwendung an sich selber zu vermeiden.
Kobudo und Hojo-Jitsu sind im Iwanami-Dojo keine mit Graduierungen vertretenen Stilrichungen, jedoch stammen einige Grundlagen der praktischen Selbstverteidigung aus diesen Bereichen. Ob es der Kugelschreiber als behelfsmäßige Faustwaffe ("Kubotan") ist, ein erreichbarer Gegenstand als Stockersatz oder Schal/Gürtel/Jacke als Hilfsmittel in der aktuellen SV-Situation.